PERFORMANCE

What can go wrong?

1.September 2023, Basel

Performance mit Yara Li Mennel, Amin Alavi und Natalie Peters
zur Eröffnung der Roxy Bar/ Roxy Theater.

Was kann schief gehen? Während Amin zwischen den Tischchen des Strassencafés
direkt mit den Gästen philosophiert und alles Grundsätzliche ad absurdum führt, biegen
Yara und ich um die Ecke und bewegen uns auf die gut besuchte Bar zu. Dabei versuchen
wir alles, um kontinuierlich eine alternative Realität aufzubauen, die zwar dem Moment entspringt,
sich aber eine völlig andere Logik und einen intensiven Vibe erlaubt. Bewegung, Stimme und verfremdende Objekte werden benutzt, um Zeit zu verlangsamen, zu verdichten und zu verschenken. Schwarz und Weiss, die Farben des Interieurs des Theaters aus den 30 er Jahren, geben uns einen beweglichen Rahmen, aus dem wir fallen können und trotzdem mit dem Umfeld
vereint bleiben. Sowohl Amins dichterische Aussagen als auch die Performance, stören und unterbrechen alles Gewohnte, untergraben jede Sicherheit auf spielerische Art und Weise, um Frische und Neugier zu wecken auf alles, was scheinbar schräg und unpassend aussieht.

Photos by Rhapsodist

Symphonic Being 

6. Mai. 2023 Monte Verità Ascona, TI

In der Performance Symphonic Being erforscht die Musikerin Natalie Peters, wie menschliche Wahrnehmung und akustische Landschaft zusammenspielen. 

Wie bewegt sich der Mensch mit allem, was ihn beeinflusst, bewegt. Sowohl in der Harmonie als auch in der Dissonanz. 

Ist er der Dirigent, der herausfiltert, was sein Spiel akzentuiert, oder wird er über das, was er wahrnimmt, dirigiert?

 Und die wichtigste Frage: muss er das überhaupt herausfinden, um Harmonie zu erleben

oder ist alles schon da und er als durchlässiges Wesen steht in beständiger Wechselwirkung, 

einfach nur dadurch, dass er existiert.

Mehr Infos:  https://de.carovana091.ch/giardini-in-arte-dorme-una-canzone

Vielleicht wird etwas Wunderbares geschehen…

Performance von Anna Rigamonti, Yara Li Mennel und Natalie Peters

24. September. 2022

foto  Matteo Taddeo

Dunkel ist es in der Casa Anatta auf dem Monte Verità. Zu kostbar sind die Originalkostüme von Charlotte Bara, zu delikat die historischen Bild- und Schriftdokumente, die Harald Szeemann für die Ausstellung “Monte Verità – die Brüste der Wahrheit” zusammengetragen hat. Das Tageslicht darf die Geschichte hier nicht mehr berühren. Casa Anatta, das Haus, das einst dem inspirierten Zusammensein diente, ist nun ein Museum. Verbunden mit dem Vergangenen, und trotzdem durchdrungen von einem Geist, der Konventionen herausforderte und ihnen die Stirn geboten hat.

Wir haben uns dafür entschieden, für die Performance die Museumsbeleuchtung nicht zu benutzen. Nur kleine Lichtquellen werden dem Publikum etwas Orientierung geben.

Ansonsten liegt im Moment fast alles im Dunkeln. Ausser Anna. Sie liegt auf der Treppe, das Gesicht verborgen in einer Wolke aus Licht unter einem Stoff. Zwischen den nackten Beinen eine Pflanze, lebendig und rot beleuchtet. Ein Bild voller Geheimnis, pulsierendem Regenerieren, verspielt und von einer unbekümmerten, natürlichen Weiblichkeit. Ich bin drei Zimmer von ihr entfernt, und höre wie das Publikum im Atrium sich vor Anna sammelt. Und Anna beginnt zu atmen. Tief und voll. Ich weiss ihr nackter Bauch über der Pflanze bewegt sich auf und ab. Gelassen und ruhig. Stark. Sie beginnt durch ein kleines Megaphon einzelne Laute, Buchstaben, Wortfetzen zu artikulieren. Das ist mein Zeichen. Ich halte in meiner Hand eine kleine Shrutibox, wie eine Handtasche. Ansonsten trage ich einen schwarzen Mantel, einen schwarzen Schleierhut. Schwarze Schuhe mit Absatz die ich mit einer kleinen Lampe am Knie beleuchte. Bei jedem Schritt gibt die Shrutibox einen willkürlichen Ton von sich, ich summe dazu. Leicht. Ich trage schwarz. Ich will das Schwarz nach aussen tragen damit es Innen hell wird. Etwas Leichtes soll entstehen mit jedem Ton den ich singe, mit jedem Geräusch das ich mache. Ich trete ins Atrium. Bewege mich zwischen dem Publikum, beobachte genau was mit jeder Vibration passiert. Spüre, wie die Leute versuchen, zu verstehen und zu folgen. Spüren sie auch, dass ich, dass wir in Resonanz sind? Das wir ein Erlebnis, einen Moment teilen, und je mehr sie sich darauf einlassen, umso intensiver öffnet sich die Zeit?

Yara öffnet eine kleine Nebentüre an der Treppe und erscheint in einem Kostüm, in dem sie fast nicht zu erkennen ist. Ihr Gesicht ist zum z.T. versteckt unter einem zerlöcherten Stoff. Betont riesig ihre Augen, ihr Mund und noch ein Paar gemalte Augen auf ihrer Stirn. Schwarze enge Silhouette, durchsichtiges Material verhüllt und enthüllt im Dämmerlicht ihren Körper. Sie bewegt sich grotesk, komisch, unbeschwert und trotzdem führt sie jede Bewegung mit grosser Spannung und Kontrolle aus, motiviert jede Geste aus einer grossen Präsenz und einer präzisen Verbindung mit sich, dem Raum und dem Publikum. Ich begleite ihre Bewegungen, in dem ich mit Schläuchen in ein Glas Wasser singe, blubbere und zische. Um ihr mehr Präsenz zu geben nehme ich eine Taschenlampe und beleuchte sekundenweise einzelne ihrer Körperteile. Akzente, flüchtig. Ein Schuh in der Luft, ein Finger im Raum, Dunkel. Dann plötzlich die obere Hälfte ihres Gesichtes im grellen Licht.

Ich halte in der anderen Hand einen Flötenkopf, in den ich hinein singe. Unser Rhythmus ist schnell und genau. Während dessen bewegt sich Anna langsam die Treppe empor. Enthüllt ihr Gesicht. Begegnet dem Publikum völlig natürlich und unverstellt. Yaras Bewegungen werden geschmeidiger und ruhiger. Ich ziehe mich in den Hintergrund zurück und Anna spricht. In einfachen Sätzen reflektiert sie, über das in die Welt kommen. In der Welt sein.

Darüber wie man sich in die Welt hinein befreien kann oder sein eigener Gefangener bleibt. Ich nehme wieder die Shrutibox. Lasse aus ihr wieder die unkontrollierten Töne herausfallen und rahme so ihre Aktion ein, aber nicht zu viel. Intensiv ist das Bild mit Yara auf der Treppe und Annas Stimme. Ich verschwinde im Off. Etwas später höre ich wie Anna nach oben abgeht. Noch etwas später verklappern Yaras Schritte irgendwo im Haus. Endlose Stille. Dann beginne die Leute zu klatschen. Ich schaue auf die Uhr… mir kommt es vor als hätten wir nur 15 min lang gespielt. Tatsächlich zeigt die Uhr mir 30 min an. Wir treffen uns vor dem Publikum und verbeugen uns ….. dabei geht die Lichtanlage des Museums wieder an…..

Nicoletta Mongini mit Yara Li Mennel, Natalie Peters und Anna Rigamonti.

Sonata Stonata oder das poetische Bouquet

Performance von Yara Li Mennel und Natalie Peters, Performance Reihe Neu-Oerlikon, August 2022

27. August 2022 13. PERFORMANCE REIHE NEU-OERLIKON 2022

Move and Continue – Verzerrung in Zeiten der Dissonanz von Natalie Peters Fotos: Markus Goessi Yara und ich sind hinter der Rückwand des Fahrradkellers und schauen auf das Basketballfeld. Wir hören, wie das Publikum sich vor dem Fahrradunterstand sammelt, aber wir sehen die Leute nicht. Immer noch unsichtbar für das Publikum werfe ich einen kopfgrossen Stein nach vorne in den Unterstellplatz. Die Jugendlichen und Kinder auf dem Spielfeld staunen kurz, zeigen aber ansonsten keine Reaktion. Ich werfe einen zweiten Stein. Genauso gross, – der Hall des Aufschlages erfüllt den Beton. Ich laufe den Steinen hinterher, denke kurz an den Stalker bei Tarkowski. Richtung finden, indem man sich den Gegebenheiten ergibt… noch ein Stein. Diesmal gegen die Wand. Nun, beim dritten Wurf spüre ich sein Gewicht und ich spüre die Blicke des Publikums auf mir. Yara ist noch nicht sichtbar. Vor mir steht das Mikrophon und ein Klapptisch. Auf diesem: eine Giesskanne, eine gläserne Blumenvase und ein Goldfischglass. In allen Gefässen ist etwas Wasser. Ausserdem liegen dort 2 Schläuche. Ein transparenter und ein grüner. Ich nehme den transparenten Schlauch und beginne hinein zu singen. Durch den Schlauch singe ich den Raum an, die Leute, die Wände. Ich spüre die besondere Akustik des Raumes, den Widerhall meiner Stimme in mir und zwischen dem Beton.

Ich spüre die Bewegungen, die Stimmen, die Energie der jungen Menschen auf dem Basketballfeld. Stark, präsent, verspielt. Immer wieder prallt der Ball gegen die Gitter. Laut. Ich werfe den grossen Stein im Fahradkeller gegen die Wand. Das ist noch Lauter. Und wieder prallt der Ball gegen das Gitter. Ich schicke durch den Schlauch meine Stimme in Richtung Spielfeld, dann singe ich in meine Hosentasche. Ich trage eine schwarz – weisse Arbeitshose, darunter ein Hemd mit barocken Ärmeln und Kragen. Klassisch. Ich lasse den Schlauch weg und singe eine klassische Note. Da sehe ich Yara. In einem orangefarbenen Arbeiteroverall rollt sie langsam in den Unterstand. Sie trägt einen Helm. An einem Fuss einen Rollerblade, am anderen einen weissen Gummistiefel.

Auch der Helm ist weiss.

Sie bewegt sich langsam, sanft wie in einem Traum, dabei ist sie jedoch sehr präzise. Jede Bewegung von ihr kreiert ein neues fremdes Bild in dieser nüchternen kahlen Atmosphäre des Unterstandes. Ich singe weiter. Lange volle Töne, erst leiser dann immer lauter und höher. Da: die Jungs von dem Spielfeld, singen zurück, sie antworten auf meinem Gesang mit ihren Stimmen. Einem Geheul. Ich werde rhythmischer. Sie folgen und antworten perfekt im Takt. Yara nimmt diese Zwiesprache in ihren Körper und mit grosser Konzentration hält sie ein energetisches Gegengewicht, zu dieser sprudelnden Dynamik. Ich lege den Schlauch weg. Gehe ans Mikrofon. Ich flüstere, hauche, zische. Der Verstärker trägt die Stimme nun nach draussen. Das Echo von hinten verstummt. Aber zwischen meinen Phrasen lasse ich Zeit, um zu spüren wie sich Jugendlichen hinter mir bewegen, wie die Flugzeuge über den Himmel ziehen, welche Stimmen über den Platz wehen. All die Geräusche einer Stadt, die ich in meinen Alltag nicht so erleben kann, die mich dafür aber jetzt umso lebendiger und intensiver umwogen.

Yara antwortet mir nun auch mit einer kleinen Pfeife, die Töne sind fast durchsichtig und begleiten mich federleicht. Sie spielt völlig in Syntonie mit ihrer Bewegung. Immer wieder setzen wir zusammen ein, als würden wir zusammen atmen. Langsam steigere ich wieder meine Lautstärke, entferne mich vom Mikrophon. Lasse die Stimme wieder frei schallen. Da ist wieder Chor vom Spielfeld – als hätten sie nur darauf gewartet.

Das Publikum, lacht. Verblüfft darüber wie viel akustischer Raum uns zur Verfügung steht. Wie animiert und sensibel unsere Klangumgebung ist. Einfach menschlich.

Diesmal fordere ich die Kinder heraus. Ich singe einen langen, langen Ton. Ich halte ihn und halte ihn und halte ihn. Ihre Stimmen, die zu beginn mit einstimmen, fallen langsam ab. Ich halte den Ton noch länger. Eine ganze kleines Weile, dann werde ich leiser. Yara ist am Boden bei ihrer Violine,

Ein neues Klangelement. Sie spielt, kratzt, federt den Bogen hält die Musik wieder vorne im Raum. Nun nehme ich die Giesskanne und giesse zwei Worte auf den Boden:

DU und DA.

Dann nehme ich das Goldfischglass. Summe, singe, spreche hinein.

Ein intensiver feiner Moment. Ein Fussball rollt in den Unterstand. Und rollt von allein wieder hinaus. Ich wundere mich, dass der Boden offenbar ein Gefälle hat.

Ich werfe wieder einen grossen Stein gegen die Wand. Und noch einen, dann gehe langsam ab.

Yara bleibt noch. Mit ihren seidenen Bewegungen auf dem rauen Beton.

Nach zwei Minuten ist auch sie wieder auf der Rückseite des Unterstandes.

Wir schauen zu den Kindern, die uns nun neugieriger beobachten. Wir lachen ihnen zu und geben ihnen unseren Daumen hoch. Der Applaus ruft uns nach vorne.

Parla Palma at Tanguely Museum Basel

Art Performance from Yara Li Mennel, Natalie Peters and Anna Rigamonti

at Panch Social Elegance

in the context of Bang Bang exhibition at Tinguely Museum, Basel

27. 7. 2022 – Duration: 20min

All is dark. I hear a rhythmic but soft tak tak around me then some noises to the right. I take big breaths. There is little air. I am under a golden fabric and I move carefully. Natalie says something in German that I don’t understand. She sounds very direct. It feels like a statement. Then I hear Yara who also says something in German she says something about happiness in a very serious way, I think. I meanwhile get out from under the golden fabric but I still can’t see anything because my hair is covering my face. Then I talk about structures that support and suffocate us «you are the idea of yourself…what you are today is the result of conventions and ideologies….Shall we break all down?…What there is behind all this?…Pure energy will arise…finding your true self…no matter if you believe or not…» Sounds, noises, intensity. I move my hair away from my face, though I still wear a mask that keeps me from seeing well because the eyeholes are small and awkwardly placed. Yara with a megaphone asks herself «Scappo?…Perché scappo? … …Mi scaravento dentro…» (Do I run?…Why do I run? … …I throw myself inside…). Natalie gibberishes words that sound like German. I can feel the intention but the sense is gone. Meanwhile letters come out of my mouth and make no sound. Indigestion of letters and words but it doesn’t serve any purpose. Out of my mouth they come out disorganized and fall silently to the floor. Natalie sings, makes sounds, intensely. Yara has her feet in a shopping basket and dances. She throws herself into it. I stand speechless. Then I unmask myself and I remove my red jacket. Underneath I have a one-piece swimsuit and furry paws dangle from the top of the costume as if small animals were feeding at my breasts. I see green through my eyes. Furs fill my belly and I am pregnant. I caress my abdomen as I say «Je recherche mon coté animal, l’autenticité…moi-même vraie derrière toute contruction mentale… Ce n’est pas facile…il faut que je pratique la présence…. Il y a toujours quelque chose qui bloque…c’est le désir de mon esprit de contrôler…» (I’m looking for my animal side, the autenticity…myself true behind any mental construction… It’s not easy…I have to practice presence…. There is always something that blocks…it is my mind’s desire to control…). Meanwhile Natalie and Yara play with seashells.

Zu Gast bei Spettacoloco.

10. Mai. 2022 – 21. Mai. 2022

Villa Rosa, Loco TI

Ein Artproject von Lilian Frey und Ursula Scherrer.

https://spettacoloco.ch/